zkm2010
 



Konversationskunst
Kurd Alsleben, Antje Eske
und Freunde

16. Oktober 2010 – 9. Januar 2011
ZKM | Medienmuseum
Projektraum

Hyperkommunikation

Rolf Todesco
[2010]

Als Hyperkommunikation im engeren Sinne begreife ich die Kollaboration an einem Hypertext. Diese kann etwa stattfinden, wenn mehrere Menschen kollaborativ eine „Homepage“ im Internet unterhalten. In einer solchen Kollaboration nimmt jeder der Beteiligten am gemeinsamen Text genau die Veränderungen vor, die den Text für ihn selbst stimmig machen. Jede Veränderung des Textes kann auf alle Beteiligten zurückwirken. Mit ihren Veränderungen am gemeinsamen Text perturbieren sich die Beteiligten gegenseitig bis ein relativer Gleichstand erreicht ist, der natürlich durch jeden weiteren Text wieder aufgehoben werden kann.

Die je individuelle Arbeit am Text – den ich als Artefakt betrachte – stelle ich mir dabei analog dazu vor, wie ein bildender Künstler mit der Entwicklung seines Gegenstandes verfährt. Ich verändere den Text, wie ein anderer eine Skulptur bearbeitet, bis das Kunstwerk ent-(ausge)-wickelt ist. Da ein solcher Hypertext das Produkt einer kollektiven Autorenschaft ist, verändert sich das Werk in der Sicht der einzelnen Beteiligten quasi selbständig. Ich schreibe etwas, und wenn ich den Text wieder lese, hat er sich verändert, weil andere ihn ergänzt oder umgeschrieben haben – worauf ich dann wieder reagieren kann.

Die Kommunikationsgemeinschaft konstituiert sich durch die Kollaboration. In der Hyperkommunikation hat der Text keine Mitteilungs-Funktion, die Kommunikation liegt in seiner kollaborativen Produktion, nicht in einer nachgelagerten Rezeption. Der kollektive Hyper-Autor ist künstlerisch autonom, er produziert für sich, nicht für eine (Einschaltquoten)-Leserschaft.